Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – aber 150?

Jetzt ist auch noch die letzte Rauchschwalbe in Richtung Süden abgeflogen. Zeit für uns, auf den Schwalbensommer zurück zu blicken.

Anfangs April trifft die erste Schwalbe in unserem Pferdestall ein. Mit ihrem lauten, wunderschönen Gesang macht sie sich bemerkbar. Verteilt über mehrere Wochen, kommen weitere unserer Schwalben dazu. Wir gehen davon aus, dass es „unsere“ Schwalben sind, denn auf ihrem Federkleid haben alle einen grauen Fleck. Dieser hat sich über die Jahre in unserem Bestand durchgesetzt. Bevor das Gezanke um das bestgelegene Nest los gehen kann, werden aber noch die Spatzen unzimperlich vertrieben. Diese haben zwar nicht die Schwalbennester benutzt, aber sich trotzdem den Winter über im Stall aufgehalten. Schwalben und Spatzen zusammen – geht gar nicht!

Von den etwa 17 vorbereiteten Nisthilfen auf dem ganzen Hof, sind in einem ersten Brutdurchgang etwa 15 bezogen. Der Nestausbau, oder Neubau, erweist sich diesen Frühling schwierig. Es ist sehr trocken, deshalb fehlt ideales Baumaterial. Da um unsern Hof nicht alles versiegelt ist, wässern wir täglich unseren Kiesplatz und füllen Pfützen. Diese werden rege angeflogen. Sobald das ausgebaute Nest der Dame des Hauses genehm erscheint, wird gepaart, Eier gelegt und ausgebrütet – ja keine Zeit verlieren! Das Männchen hat jetzt Zeit etwas zu Chillen und mit anderen zu streiten.

Sobald die ersten Jungen schlüpfen, ist es fertig mit der Ruhe. Der Flugverkehr im Stall nimmt mächtig zu. Fliegen und Insekten werden eifrig herbeigeschafft. Je grösser der Nachwuchs umso mehr Futter muss gesucht werden. Es ist erstaunlich, dass alle Jungvögel in etwa gleich schnell wachsen und nicht der mit dem grössten Schnabel am meisten erhält. Bemerkenswert ist auch die Hygiene im Nest. Sobald gefüttert ist, nehmen die Eltern den Kot der kleinen mit nach draussen und suchen dann neues Futter. Für uns Stallbenutzer gibt es zwei „gefährliche“ Zeiten im Stall. Das eine sind Schlechtwetterperioden. Dann machen die Schwalben intensive Jagd nach Fliegen im Stall. Es kann schon mal vorkommen, dass man den Luftzug eines Flügelschlages spürt. Das andere sind die ersten Flugübungen der Jungvögel. Wenn so 10 oder 15 Jungvögel ihr Nest verlassen und erste Flugübungen im Stall absolvieren, ist das jeweils ein lustiges Treiben. Die ersten paar Tage bleiben die Jungvögel noch im Stall, fliegen zurück in ihr Nest, werden gefüttert und fliegen wieder aus. Dann geht es erstmals nach draussen. Die Eltern begleiten den Nachwuchs und bereiten ihn auf ein selbständiges Leben oder Überleben vor. Schon kurz nachdem die Jungvögel flügge sind, wechseln die Eltern das Nest, paaren sich erneut und das ganze „Spiel“ geht noch einmal von vorne los. Diese Jahr haben alle Paare zwei mal gebrütet. Das ergibt rund 150 junge Rauchschwalben!

Natürlich überleben nicht alle. Wenige werden von Katzen gefressen, etwas mehr von Turmfalken attackiert. Aber auch andere Schicksale haben wir schon beobachten müssen. In einem etwas versteckten Nest kamen die Eltern nicht mehr zurück, die Jungen vielen aus dem Nest und verhungerten. Es lauern auch viele Gefahren auf dem Weg in den Süden und im Frühling wieder zurück. Aber auch das gehört dazu.

Wenn wir ende Sommer die gehäuften Kotbretter unter den Schwalbennester sehen, sind wir dankbar für jede einzelne Fliege, Mücke oder Gnitze die uns und unsere Tiere nicht belästigt hat. Jetzt, da die letzte Schwalbe ausgeflogen ist, getrauen sich langsam die Spatzen wieder in den Stall.

Wir freuen uns schon heute wieder auf viele schöne Beobachtungen mit unseren Rauchschwalben im nächsten Jahr.